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Главная » 2011 » Май » 1 » Russlanddeutsche Literatur
10:49
Russlanddeutsche Literatur

Sklaven beim Fischfang

Aus dem biografischen Roman von Ida Bender „Schön ist die Jugend ... bei frohen Zeiten"

Ida Bender ist die Tochter des be­rühmten russlanddeutschen Schriftstellers Dominik Hollmann.

Ehrlich über so einen Weg zu schreiben, fordert viel Mut. Da ich die Autorin als Person kenne, der das Schicksal ihres Volkes sehr zu Herzen geht, kann ich mir gut vorstellen, was es sie gekostet hat, dieses Buch, mit Schmerz und Leid über­füllt, zu schreiben.

Ich verneige mich vor der Autorin und danke ihr auch dafür, dass einer der besten Vertreter unseres Volkes - der wahre Volkslehrer und Volksschriftsteller der Russlanddeutschen, Dominik Hollmann -, in diesem Buch so lebendig, so unzer­trennlich vom Schicksal seines Volkes gezeigt wird. Darüber, wie alles war, wie die Heldentat des Überlebens unserem Volke gelungen ist und wie die Russlanddeutschen, in beliebigen Lebensbedingungen, selbstlos alles Mögliche für den Erhalt ihres Volkes geleistet haben, kann der Leser in diesem Buch lesen. Im Buch, das zu schreiben allein schon eine Heldentat ist.


Hugo Wormsbecher Moskau, den 13. April 2010

Auf dem Jenissej schwam­men dünne Eisgebilde. Es waren noch keine Eisschollen, man nannte das hier Schuga. Wir fisch­ten weiter. Jetzt im September ging der Hering scharenweise. Mit ei­nem Zug etwa 40-50 Kilo, ein klei­nes Fässchen voll. Aber man konn­te ihn nur nachts fangen. Und die Nächte waren nun lang, kalt und frostig. Und wir waren barfuss. Barfuss! Die Ein­heimischen fischten für sich, sie hatten eigene Kähne und Netze und von jeher fischten sie die He­ringe für ihren eigenen Bedarf. Erst wenn sie sich für den Winter ver­sorgt hatten, lieferten sie Fische an den Staat, gaben diese im Lager ab und be­kamen Geld dafür. Wir waren Sklaven, hierher ge­bracht, um Fische für den Staat, für die Front zu fan­gen. Das war unsere Pflicht. Die Einheimischen  hatten zudem ihre Berufskleidung: Stiefel, die bis zum Gürtel reichten, was­serabstoßende Schürzen, Wattejacken, das hatten wir nicht. Wir waren ge­demütigte, verbannte, rechtlose Sklaven. Wir mussten barfuß fischen.Wir wagten es endlich, bei unserem Brotgeber  nach Bekleidimg für den Winter zu fragen. „Gibt es nicht! Ver­reckst du, wird es einen Faschisten weniger auf der Welt geben!". Die­ner hatte zwar Stiefel, aber nur knie­hohe. Er hatte beim Netzeziehen sei­ne Arbeit am Land.

Um das zu verstehen, muss ich wohl das Netzeziehen erläutern. Eine Person geht am Ufer entlang, hält die Leine von einem Ende des Netzes. Drei von uns sind im Boot. Einer rudert das Boot in den Fluss, dabei werfen die zwei anderen das Netz aus. Einer die obere Seite des Net­zes mit den Schwimmern, die aus Holzbrettchen bestehen, der andere wirft die untere Seite des Netzes mit den Senksteinchen. Beschwert von diesen bildet das Netz im Wasser eine senkrechte Wand. Nachdem das Netz ausgeworfen ist, dreht das Boot zum Ufer und an Land angekommen, ziehen wir zu dritt an der zweiten Leine das Netz ans Ufer.

Die Tugun-Netze waren nur 30-35 Meter lang, die Netze für die He­ringe dagegen 120 Meter. Dazu kam die Strömung. Man musste sich schon tüchtig in die Seile legen, um das Netz an Land zu ziehen. Die nas­se Leine glitt aus den erschlafften Fin­gern, aber wir mussten uns fester daran klammern. Blut trat aus den vielen Schwielen. Wir bissen die Zähne aufeinander, hielten die Leine fester und zogen das Netz an Land. Dabei floss das Wasser von der Lei­ne und den Händen in die Ärmel bis zu den Ellbogen. Wenn die Leine her­ausgezogen war und das Netz aus dem Wasser erschien, mussten wir uns mit aller Kraft mit den Beinen in den Ufersand stemmen, um das Netz herauszuziehen. Dabei floss das Wasser vom Netz und den Händen auf den Bauch, rann vom Gürtel an den Beinen hinunter.

Wir hatten keine Gummistiefel und Lederschürzen, wie die Berufs­fischer. Wir hatten nur unsere aus Kattun genähten dünnen Beinkleider, die schon beim ersten Netzzug völ­lig durchnässt an den Beinen kleb­ten. Wir froren entsetzlich.

Der Ufersand, schon vom Frost erstarrt, war so kalt, das wir barfuss, wie wir waren, nicht mehr ruhig darauf stehen konnten. Wir trippel­ten ständig beim Netzeziehen, hoben bald den einen, dann den andere Fuß, damit diese wenigstens sekunden­lang die beißende Kälte nicht fühl­ten. Das Wasser, auf dem die dün­nen Schnee-Eisgebilde schwammen, schien uns warm im Vergleich zum Ufersand.

Wir klagten noch einmal der Ob­rigkeit, dass es nicht mehr auszu­halten wäre, barfuss zu fischen. „Aber jetzt ist der Heringsgang und es muss gefischt werden. Die He­ringe ziehen in dieser Periode aus dem nördlichen Eismeer den Jenissej flussaufwärts zum Laichen. Die Frontkämpfer müssen Nahrung ha­ben. Sie vergießen ihr Blut für euch, Verräter. Es ist eure Pflicht, das hier gut zu machen, was euer Hitler in Russland zerstört". So fertigte man uns ab.

Wer von uns Deutschen hätte es gewagt, nicht zu gehorchen? Mir ist solch ein Fall nicht bekannt. Einmal erzählten uns Frauen, dass ein zwölfj ähriger deutscher Junge in der Siedlung Alinsk es gewagt hätte, dem Beaufsichtiger zu widersprechen, da dieser, weil ihre Fischergruppe das Tagessoll nicht erfüllt hatte, sie fürch­terlich beschimpft hätte. Der Auf­sichtsführer hatte dem schmächti­gen Jungen einen kräftigen Fußtritt in den Unterleib gegeben und sei flu­chend von dannen gegangen. Der Junge war unter heftigen Schmer­zen noch am selben Abend verstor­ben. Kein Hahn hat nach ihm gekräht. „Verreckst du, gibt's einen Faschisten weniger auf der Welt!"

Zuhause bleiben? Nicht zur Ar­beit gehen? Sofort bekam man kei­ne Brotration mehr und es drohte die Verhaftung wegen Sabotage. Jeden Abend fünf bis sechs Stunden bis spät in die Nacht zogen wir ein ums andere Mal das 120 Meter lange Netz mit den Fischen aus dem Fluss an Land, lieferten Heringe für die Front, für das Land, das uns so stiefmüt­terlich behandelte.

Eines Abends fischten wir bis weit nach Mitternacht. Es war eine sternhelle Nacht und eiskalt. Die Füße waren taub vor Kälte. Mit jedem Zug hatten wir gute Beute, wie noch nie zuvor. Unsere Fässer waren voll und Diener erlaubte uns, einen gan­zen Eimer voll Heringe mit zum Lagerfeuer zum Essen zu nehmen. Am Lagerfeuer hatten wir Stangen aufgestellt, um unsere nassen Kleider zum Trocknen auf­zuhängen. Dann saßen wir am Feuer, spießten Heringe auf dün­ne Ruten, hielten diese über das Feuer zum Braten. Diesmal durf­ten wir uns sattessen. Erwärmt, getrocknet und satt gingen wir in die Hütte. Wir leg­ten auf unsere Decken noch Tannenzweige, damit  es wärmer war.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatte das Wetter umgeschlagen. Ein rauer Nordwind blies und peitschte hohe Wellen auf, die brausend überein­ander schlugen, sich auf­bäumten, Gischt und Was­ser hoch ausspuckten. Die funweit fischende Brigade rar wahrscheinlich noch in der Nacht nach Hause ge­rudert. Jetzt war daran nich zu denken. Auch fischen konnte man bei sol­chen Wellen nicht. Außer­dem hatte unser Netz ge­stern Abend einige Löcher bekommen, es musste erst geflickt werden.

Unser Brot hatten wir bereits noch gestern auf­gegessen. Wir legten uns— unter unsere Decken und versuchen zu schnarren. Am Nachmittag gab der Hunger uns keine Ruhe mehr. Wir erinner­ten uns, dass der Kolchos höher am Ufer neben dem Wald ein Kartoffelfeld besaß. Die waren natürlich schon lange gerodet, . doch in der Hoffnung, vielleicht noch einige Knollen auf dem Feld zu finden, gingen wir dorthin. Ver­geblich suchten wir das Feld ab, fanden auf dem benachbarten Feld aber drei Futterrüben. Wir koch­ten sie und freuten uns ein war­mes Mahl zu haben.

Auch am nächsten Tag blies der Wind so stark, dass auf dem Jenissej Wellen mit weißen Käm­men tobten. Wir konnten uns nicht auf das Wasser wagen. Und der Hunger plagte uns bitterlich. Die­ner gab uns keine Fische. Er hatte noch am Abend nach dem guten Fang alle Fässer versiegelt zum Abliefern, sie durften nicht aufge­brochen werden.

Zeitung „Земляки"

Ida Bender geb. Hollmann, geboren am 18.06.1922 in Rothammel an der Wolga. Journalistin und Buchautorin, lebt seit 1991 in Hamburg.
Nicht zufällig wählte die Autorin die Zeilen aus dem alten deutschen Volkslied zum Titel ihres Buches. Das Kulturgut, die Volkslieder halfen den Russlanddeutschen trotz allen Betrugs, aller Schikanen, Verbote und Deportationen von der Ankunft ihrer Vorfahren in der Mitte des 18.

Jahrhunderts in der wilden Steppe an der Wolga an bis zur Heimkehr der zehnten Generation Ende des 20. Jahrhunderts in ihre historische Heimat Deutschland, in guten wie in schlechten Zeiten zu überleben. Liebevoll beschreibt die Autorin das Leben und Leiden ihrer Volksgruppe. Besonders detaillierte Informationen liefert das Buch über den Literaten Dominik Hollmann und sein lebenslanges Bemühen um den Erhalt beziehungsweise die Wiederbelebung des Kulturerbes in der
sibirischen Verbannung nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Wohl kaum ein anderes Buch enthält eine solch umfassende Darstellung der Geschichte der Russlanddeutschen in erzählter Form. Für die

Betroffenen eine Wiederbegegnung mit ihrer Historie, für den bundesdeutschen Leser eine fesselnde Auseinandersetzung mit der ihnen zumeist unbekannten Geschichte der Russlanddeutschen über zwei Jahrhunderte.

http://www.geest-verlag.de

Ida Bender

Schön ist die Jugend ...

Geest-Berlag 2009

(Ausschnitt)
 
Schon am frühen Morgen strahlte die Augustsonne vom wolkenlosen Himmel über der Steppe, einer Ebene in Grün und Grau. In weiter Ferne zog sich eine niedrige Gebirgskette, die eigentlich eine Reihe Hügel war. Einer höher, ein anderer niedriger, teils bewaldet reihten sie sich dicht aneinander, bildeten gleichsam einen Rahmen der gro-ßen Ebene.

Ein Trupp Menschen mit 23 zweigespannigen Pferdewagen zog steppein in südwestlicher Richtung von dem großen Strom. Der Privat-unternehmer de Boffe brachte die von ihm in Deutschland angewor-benen Deutschen als Siedler in die Region der unteren Wolga. Er und der Landmesser ritten der Wagenkolonne voran. Den Reitern folgten die Neusiedler.

Als Erster kam der Wagen des Adam Rothammel (40) mit seiner Fami-lie. Ihm folgte der Wagen von Johann Heinrich Kress (40) mit seiner Frau Anna Katharina Appelhans (45) und seinen drei Kindern. Auch der Stiefsohn Nikolaus Appelhans und dessen zwei Geschwister, Jo-hann Peter und Elisabeth Appelhans, gehörten nun zu der Familie des Johann Heinrich Kress, seit ihre Mutter vor Antritt der großen Reise sich mit dem Johann Kress verehelicht hatte.

Danach fuhr der Wagen von Heinrich Frank (24) mit Frau und Kind, die elternlosen Degenhardt Valentin (18) und seine zwei minderjähri-gen Geschwister, die zu Heinrich Franks Familie zählten. Christian Fuhr (24) samt Frau Katharina, Sebastian Lechmann (45) mit Frau und Kind, Philipp Distel (30) mit Frau, Tochter und Stieftochter, die ledigen Brüder Heinrich (20) und Phillip (17) Haag und weitere 17 Familien.

Sicheren Schritts ging Nikolaus Appelhans, gerade erst 21 gewor-den, neben dem Wagen her, atmete in tiefen Zügen die würzige Steppenluft ein. Vertraute Düfte von Thymian, Salbei und Wermut erinner-ten ihn an das Dorf Bechtheim südöstlich von Mainz, wo er geboren und aufgewachsen, wo sein Vater im Siebenjährigen Krieg ums Leben gekommen war. Wo er, Nikolaus, noch nicht erwachsen, zusammen mit seiner Mutter das vom Fürsten gepachtete Land bearbeitete, doch die Ernten so gering waren, dass sie dem Fürsten den Pachtlohn schon einige Jahre lang nicht mehr bezahlen konnten. So ging es vielen ihrer Nachbarn. Wie eine Rettung in der Not waren die Werbeagenten Katharinas der Zweiten, der Zarin Russlands, mit vielen verlockenden Versprechungen gekommen: 30 Desjatin  Land je Familie! Kein Militärdienst! Und eigene Verwaltung der Siedlungen, Pflege des christli-chen Glaubens, der eigenen Muttersprache und Kultur, der Sitten und Bräuche. Das ließ bei den bedachtsamen deutschen Bauern keine Zweifel aufkommen und viele beschlossen, nach Russland auszuwandern.

Die Sonne lachte vom blauen Himmel, der hier unendlich hoch und wolkenlos war. Ein leichter Luftzug bewegte die hohen Gräser der unberührten Steppe. So weit das Auge reichte unbewohntes Land, das keinen Pflug kannte. Freude erfüllte Nikolaus' Gemüt, alle seine Gefüh-le. Hier Felder bestellen, Gärten pflanzen! Schon sah er vor seinem geistigen Auge wogende Weizenfelder, endlose bis zum Horizont sich ausdehnende Sonnenblumenfelder, die ihm mit ihren goldenen Köpfen zunickten. Wie schön! Er war stark, jung und voller Taten-drang. Sein Auge streifte in die Ferne: Hier würde er sein Haus bau-en, Felder bestellen und die Früchte seiner Arbeit, seiner Mühen ernten zum Wohl seiner Familie. Ein besseres Leben für sich und seine Nachkommen schaffen. Schön war das Gefühl, jung, kräftig, voller Energie voller Eifer und Hoffnung zu sein. Schön ist die Jugend ...

Das Gelände hatte sich etwas verändert, die Menschen waren der Hügelkette näher gekommen. Ab und zu lag ein kleiner See zwischen zwei Hügeln oder ein Flüsschen verlor sich in einer Senke.

An diesem 21. August 1767 waren alle gespannt, endlich den Ort zu erreichen, an dem ihnen das Land als Gemeindegut auf ewige Zeiten zugeteilt werden sollte. Das Land, das sie nun pflügen würden, wo sie ihr Haus, ihre Heimat bauen würden.

http://www.geest-verlag.de

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