Elvira und Robert Schmidt sind schon seit sieben Jahrzehnten verheiratet
Neugablonz (Claudia Graf) | 03.09.2011
Eiserne Hochzeit Ehepaar Schmidt - Neugablonz
Im Duett auf der Bühne und im Leben
«Die Familie und die Musik», das ist es, was das Ehepaar Schmidt so
viele Jahre lang zusammenhalten ließ. Am heutigen Samstag jährt sich ihr
Hochzeitstag zum 70. Mal. Diesen Tag, so das Paar (90 und 93 Jahre
alt), werden sie nur im engsten Familienkreis feiern, an die gemeinsame
Zeit wird dabei sehr gerne zurückgedacht.
Kennengelernt haben sie sich im Jahr 1940 auf einem Tanzfest in
Gnadenflur, einer Ortschaft der ehemaligen Wolgarepublik, im heutigen
Russland. Rund einen Monat später kamen sie zusammen und wurden im
darauf folgenden Jahr miteinander nach Kasachstan umgesiedelt, wo sie
bis 1989 lebten.
Eine richtige Hochzeitsfeier hatten sie aufgrund des Zweiten Weltkrieges
zwar nie, doch sehen sie diese schwere Zeit als Beginn ihrer Ehe. In
Kasachstan bauten sie sich gemeinsam ein Haus, bekamen vier Kinder, von
denen das älteste inzwischen 70 Jahre alt wird. Er, gelernter
Mechaniker, arbeitete fortan als Berufsschullehrer, sie hatte eine
Stelle als Kinderpflegerin. Das gemeinsame Haus, der Hof und die Kinder
waren ihnen wichtig und hielten sie zusammen.
Und dann gab es noch etwas, das sie verband: die Musik. Robert Schmidt
war ein begabter Geigenspieler, seine Frau war für ihren schönen Gesang
bekannt. Gemeinsam traten sie im Chor, aber auch zu zweit als Duett bei
Hochzeiten auf und belegten bei Musikwettbewerben oftmals den ersten
Platz. Obwohl sie immer darum bemüht waren, sich zu integrieren, machte
es ihnen die Nachbarschaft aufgrund des deutsch-russischen Hintergrundes
nicht gerade leicht. «Wir mussten uns den Respekt erarbeiten -
gemeinsam», so Elvira Schmidt heute. Es waren also vor allem die Familie
und eben auch das Musizieren, das die beiden verband.
Nach 50 Jahren in Kasachstan, in denen «bei Gott nicht jeden Tag die
Sonne schien», bot sich den Schmidts die Möglichkeit, zurückzugehen in
die Heimat, der sie sich immer verbunden gefühlt hatten: nach
Deutschland. Nach und nach kamen ihre Kinder und Enkelkinder, Familie
haben sie heute keine mehr in Kasachstan. Und auch ansonsten haben sie
alles zurückgelassen.
In Schwaben angekommen stellten sie sich auf einen ruhigen Lebensabend
ein, den sie mit ihrem bunten Familienleben, bestehend aus mittlerweile
neun Enkeln und zwölf Urenkeln, sowie gemeinsamen Reisen füllten.
London, Wien und Teile Spaniens haben sie besucht und die gemeinsame
Zeit so gut es ging genossen. Und auch im Allgäu war es ihnen wichtig,
integriert zu sein. Robert Schmidt war unter anderem der Stadt
Kaufbeuren zu verschiedenen Anlässen als Dolmetscher behilflich.
Zurückblickend auf ihre Ehe sagt Elvira Schmidt, dass sich ihr Mann
immer gut benommen habe und sie «mit Gottes Hilfe auch viel Gutes
erleben durften». Dass sie ihr Leben genießen, stellten sie mit einem
Ständchen im gemütlichen Wohnzimmer unter Beweis: «Schön ist die Jugend,
sie kommt nicht mehr», woraufhin Robert Schmidt mit einem Grinsen
hinzufügt: «Wenn sie noch einmal käme, wärs gefährlich.» Und auf die
Frage, was sie sich für die Zukunft noch wünschen, antwortet er:
«Gesundheit. Alles andere kommt von selbst.»
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Quelle: http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=6&sqi=2&ved=0CDYQFjAF&url=http%3A%2F%2Fipaper.all-in.de%2Fdownload%2Fvorschau%2Fbuchloe%2F2011-09-03_tageszeitung.pdf&rct=j&q=Gnadenflur%20filetype%3Apdf&ei=f9mGTumnKM7YsgaT9oD8CQ&usg=AFQjCNGPQdHOwdNr-Ql1FPJUWoRWAsACBA&cad=rja
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